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MERKMALE der Erlebnispädagogik

Ein Erklärendes Beispiel

Was genau ist Erlebnispädagogik? Die Situationsbeschreibung von BEATRICE GRAM verdeutlicht dies. Eine Jugendausfahrt beim Alpenverein zeigt deutlich die Merkmale die alpine Erlebnispdagogik ausmachen. Treffender hätte das Beispiel nicht sein können, was Erlebnispädagogik in der Praxis meint.

»Corinna (15 Jahre), Regina (15 Jahre), Ilona (14 Jahre), Rüdiger (17 Jahre), Max (17 Jahre), Benno (16 Jahre), Philipp (15 Jahre)« sind dabei die Akteure, und »nicht zu vergessen Sebastian (24 Jahre), der Jugendleiter«.

Die Situation:

Eine Jugendgruppe, ..., will gemeinsam in den Herbstferien vier Tage zum Bergwandern gehen. Das Zielgebiet ist klar; ebenso klar ist, dass sie die Nächte auf den entsprechenden Hütten in den Selbstversorgereinheiten bzw. am ersten Abend im sektionseigenen Winterraum verbringen wollen. Bei schönem Wetter ist am Ende noch eine Biwaknacht geplant.

Gemeinsam haben sie überlegt, wer den Schlüssel für den Winterraum besorgt, wer welchen Proviant mitnimmt; haben eine Checkliste für die allgemeine Ausrüstung aufgestellt und die Aufgaben verteilt. Am Samstagmorgen um sieben Uhr ist Treffpunkt vor dem Bahnhof. Alle sind pünktlich und los geht‘s. Die Erlebnispädagogik kann beginnen!

Nachdem alle pünktlich waren, passiert, was bei der Deutschen Bahn passieren kann — der Zug hat 30 Minuten Verspätung. Und damit kann der Anschlußbus ins Talende hinein vergessen werden — der nächste fährt zwei Stunden später. Auf der Zugfahrt diskutieren sie, was zu tun ist: auf den Bus zwei Stunden warten, oder den eineinhalbstündigen „Talhatscher“ noch mitzumachen, oder versuchen zu trampen oder...?
Ideen, werden geboren und verworfen. Ilona möchte insgeheim lieber warten, da sie ein wenig Sorge wegen ihrer nicht besonders guten Kondition hat. Nach außen argumentiert sie allerdings, dass es doch eigentlich egal wäre zu warten, da heute eh‘ nichts mehr auf dem Programm steht, außer gemütlich zur Hütte aufzusteigen. Der Jugendleiter läßt abstimmen, und der Rest entscheidet sich für das Losgehen vom Bahnhof. Dort angekommen werden die Rucksäcke geschultert und es wird losgelaufen. Ilona ist eigentlich schon im Talgrund „am Ende“ und würde am liebsten umkehren. Sie will sich aber keine Blöße geben und beißt die Zähne zusammen. Doch irgendwann ist der Tiefpunkt erreicht. Sie wird immer langsamer, die anderen müssen ständig auf sie warten. Eine dumme Bemerkung von Benno bezüglich „typisch Weiber“ treibt ihr die Tränen in die Augen. Max plädiert für eine längere Pause. Regina schlägt vor, Ilonas Rucksack um einige der Lebensmittel und den Schlafsack zu erleichtern, und schnell sind die Sachen auf die anderen Rucksäcke verteilt. „Erleichtert“ und erholt geht es nach der Pause für Ilona besser, und nach insgesamt fünf Stunden sind alle auf der Hütte angekommen. Ilona bekommt von den anderen ein Lob dafür, durchgehalten zu haben, und ist ein bißchen stolz auf sich (und nimmt sich fest vor, für ihre Kondition etwas zu tun). Doch das Drama nimmt seinen Lauf. Benno, der sich um den Schlüssel für den Winterraum kümmern sollte, findet ihn nicht. Nach einigen Überlegungen, wo das Ding abgeblieben sein könnte, dämmert es ihm: Der Schlüssel liegt im Auto seines Vaters, der ihn zum Bahnhof gefahren hatte. Benno hatte den Schlüssel morgens beim Obmann der Sektion geholt und auf die Rückbank zu seiner Regenjacke gelegt. Die Regenjacke war da, der Schlüssel nicht. -

Was tun? Die nächste Hütte ist eine Tagesetappe entfernt, zurück ins Tal ist in Anbetracht der beginnenden Dämmerung schwer vorstellbar, für die Nacht ist Regen angesagt, und die Hütte hat kein Vordach... (aus JDAV-Zum Thema 1/1995, S.17-19).