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präsentiert
die antike
PLATON
Wenn ich vorne beginne, dann bei den am umfangreichsten vorhandenen geschichtlichen Zeugnissen, denen der „alten Griechen“. Unter ihnen befand sich PLATON (427-347 v. Chr.) mit seinem ganzheitlich geprägten Menschenbild. Er erkannte, dass neben der Bildung, auch die „musischen und gymnastischen Fähigkeiten“ für das Wohlempfinden, sowohl das innere als auch das äußere, in Betracht gezogen werden müssen. Damit meinte er den Sport in der Antike, mit dem Höhepunkt der Darbietungen bei den Olympischen Spielen. Diese Wurzeln, so BEATRICE GRAM, finden wir in der pädagogischen Erziehung immer wieder, mit dem
»Ruf nach einer ganzheitlichen Erziehung« (JDAV-Zum Thema 1/1995, S. 8).
PLATON, der Schüler SOKRATES, wird in seiner philosophischen „Lehre“ »das Staunen über das eigene Nicht-Verstehen« (ZEHNPFENNIG 1997, S. 10) zugeschrieben:
... sie (die Philosophie PLATONS, Anm. d. Verf.) zielt auf die Überwindung des Widerspruchs durch eine neue Selbstverständigung des Menschen. Da diese nicht stellvertretend für die Menschheit gewonnen werden kann, sondern von jedem Einzelnen selbst errungen werden muß, bleibt das Staunen Anfang der Philosophie – und die Philosophie Liebe zur Weisheit, nicht »wirkliches Wissen« (EBD., S. 10-11).
Ich möchte versuchen noch tiefer auf die PLATON’schen Gedankengänge einzugehen, die den erlebnispädagogischen Geist widerspiegeln. REBLE überschreibt dies in Erziehung der Wächter durch Musik und Gymnastik (REBLE 1999, S. 25). Darin wird der Dialog zwischen SOKRATES und GLAUKON wiedergegeben, der den musischen und den gymnastischen Aspekt zum „Dasein“ beinhaltet. SOKRATES beginnt:
Und müssen wir nicht vielmehr solche Meister suchen, die bei guter Veranlagung imstande sind, die Natur des Schönen und Wohlgestalteten aufzuspüren, damit unsere Jünglinge gleichsam in gesunder Gegend wohnen und von überall her nur Förderung erhalten, von welcher Seite auch immer ihnen von den schönen Werken, sei es für Auge oder für Ohr, ein Eindruck zuteil wird, wie ein Lufthauch, der von reinen und frischen Gegenden Gesundheit bringt und sie gleich von Kind auf unvermerkt zur Ähnlichkeit, Freundschaft und Übereinstimmung mit derjenigen Rede führt, die für das Schöne eintritt?
GLAUKON : Ja, das wäre weitaus die beste Erziehung (EBD., S. 25).
Die Weitsichtigkeit SOKRATES auf eine optimale Erziehungsumgebung lässt uns erstaunen. Erst durch das Verständnis der Politeia, die PLATON in „Gedanken“ gründete wird so manches klarer. In ihr (dem Staat) »bedarf es zum Überleben der Hilfe anderer« (ZEHNPFENNIG 1997, S. 94). Man schließt sich in Gemeinschaften zusammen, weil sich durch die verschiedenen Fähigkeiten der Menschen, ZEHNPFENNIG nennt sie Begabung, eine Arbeitsaufteilung ergibt. Aufgrund dieser Tatsache entwickelt sich die Polis, und mit der Differenzierung der Berufe wächst sie voran. Ein »Zusammenleben auf niedrigstem materiellen Niveau, aber in Zufriedenheit«, so GLAUKON (EBD., S. 94-95) scheint es für den Zuhörer zu sein. Fürwahr eine „wohlwollende Aussage“ für einen Erlebnispädagogen, der sich auf den materiellen Verzicht zurück bezieht.
Darauf aufbauend ergibt sich, dass es in einem „üppigen Staat“ nicht nur Gerechtigkeit gibt, sondern auch die Ungerechtigkeit sich dort wieder findet. Dies zu vermitteln waren die Grundzüge der damaligen Erziehung.
Von Kind an muß den Wächtern vermittelt werden, dass es einen Maßstab für Gut und Böse gibt – Gott – und dass dieser unveränderlich und untrügerisch ist (ZEHNPFENNIG, S. 98 aus PLATON, Politeia).
Ich möchte näher auf den musischen und gymnastischen Ansatz eingehen. SOKRATES spricht mehr über die Bewegungserziehung, denn die Musik alleine stellt nicht für alle Menschen die „Erfüllung“ dar:
Was aber wird, wenn er andererseits sich viel mit der Gymnastik zu schaffen macht und sich mit reichlicher Nahrung gütlich tut, dagegen der musischen Bildung und Philosophie ganz abgewandt ist? Wird er dann nicht zunächst bei trefflichem körperlichen Befinden voll Selbstvertrauen und Mut sein und tapferer werden, als er vordem war? (REBELE 1999, S. 26).